Thailand investiert in die FinTech und verstärkt seine länderübergreifende Zusammenarbeit beim Informations- und Wissensaustausch.
Thailand und FinTech in den Nachrichten
Am 29. Juli 2021 unterzeichneten die Thailändische Wertpapier- und Börsenkommission (SEC) und die Luxemburgische Aufsichtskommission des Finanzsektors (CSSF) eine Absichtserklärung (Memorandum of Understanding MoU) zum Informationsaustausch in Bezug auf FinTech und Innovation in ihren jeweiligen Finanzmärkten. Im Wesentlichen legt das Memorandum einen Kooperationsrahmen für die Behörden fest, wenn es um die Förderung von Innovationen bei Finanzdienstleistungen geht. Dieser Kooperationsrahmen bietet der SEC und CSSF eine Grundlage für den Austausch von Informationen über aufkommende Trends und Entwicklungen auf den Finanz- oder Kapitalmärkten sowie regulatorische Themen neuer Technologien bei der Bereitstellung von Finanzdienstleistungen.
Darüber hinaus haben die Thailändische Zentralbank (BOT) und die Indonesische Zentralbank eine länderübergreifende QR-Zahlungsverbindung eingeführt, die erste Verbindung zwischen den Betreibern von Massenzahlungssystemen in beiden Ländern. Die Einführung ist Teil der Pilotphase, die darauf abzielt, Kunden, Händler und Betreiber zweier Länder zu verknüpfen und für den kommerziellen Start im nächsten Jahr bereit zu sein.
Diese Kooperationen signalisieren einen starken Investitionsplan der thailändischen Regierung in Finanzdienstleistungen und das Potenzial für die neuen Technologien in dieser Branche. Thailands Bevölkerung ist einer der größten Benutzer von Online-Diensten, wobei 68,1% der Bevölkerung elektronische Finanzdienste nutzen und 45,3% der Internetnutzer einen mobilen Zahlungsdienst verwenden. Damit ist Thailand führend bei der Nutzung von Bank- und Finanzdienstleistungsanwendungen. Covid hat zudem die Nutzung von elektronischem Banking und elektronischen Wallet-Plattformen beschleunigt.
Der Aufstieg von Fintech und die regulatorische Testumgebung
Fintech oder Finanztechnologie wächst rasant und soll die finanzielle Eingliederung fördern und eine bessere Finanzbildung begünstigen. [1] Für Unternehmen und Finanzinstitute wurden regulatorische Testumgebungen geschaffen, um ihre Innovationen in der Fintech-Branche mit stärkerer Aufsicht und einigen Ausnahmen zum Start des Projekts auszuprobieren. Die BOT initiierte eine regulatorische Testumgebung für: Finanzinstitute, Unternehmen innerhalb der Finanzgeschäftsgruppe von Finanzinstitutionen, Nichtbanken unter der Aufsicht der BOT, Fintech- oder Technologieunternehmen. Die BOT kann Antragsteller von einigen Vorschriften freistellen, während die Testumgebung aktiv ist und die Produkte von echten Kunden probiert werden, die weiterhin geschützt sind. Die innovativen Produkte können in Echtzeit in einem begrenzten Umfeld getestet werden. Da sie jedoch von einigen Einschränkungen außerhalb der Testumgebung befreit sind, kann das Produkt schneller in den Markt eintreten. In der Testumgebung der BOT werden beispielsweise Blockchain für Garantieerklärungen und länderübergreifende Geldtransfers sowie bankenübergreifende Identitätsüberprüfungen über die nationale digitale ID-Plattform zur Eröffnung von Bankkonten implementiert.
Der Thailändische Fintech Verband („FTA“) ist ebenfalls eine Gemeinschaft, die darauf abzielt, die Finanztechnologiebranche in Thailand voranzutreiben, und hat auch eine Testumgebung initiiert. Dessen Mission Fintech zu nutzen ist es, die Kosten von Finanztransaktionen in Thailand zu senken und den Zugang zu Finanzprodukten und -dienstleistungen für Thailänder zu verbessern. Er fördert auch einen fairen Wettbewerb und Transparenz für Einzelhändler und unterstützt thailändische Fintech-Start-Ups dabei zu konkurrieren und auf dem Weltmarkt zu expandieren
Vorteile und Risiken für Unternehmen
Die Nutzung von Fintech hat erhebliche Vorteile für Unternehmen und ist ein wachsender Bereich für jegliche Start-Ups:
✓ Es besteht das Potenzial, Daten in Echtzeit zu sammeln und zu verarbeiten, was die Effizienz steigert;
✓ Optimierung der Effizienz und Steigerung der Produktivität durch Verbesserung der Qualität traditioneller Finanzinstitute;
✓ Ermöglicht Unternehmen den Einsatz innovativer Technologien, erhöht den Zugang zu Kunden und verbessert somit die Transaktionsqualität und den Komfort;
✓ Diese Technologie wurde entwickelt, um die fortschrittlichsten monetären Dienste zu nutzen und somit den Kunden eine bessere Sicherheit zu bieten;
✓ Mehr Komfort bei der Bereitstellung von Dienstleistungen, aber auch auf Kunden über deren Smartphones reagieren zu können.
Während Unternehmen stark von der Nutzung von Fintech profitieren können, müssen sie sich auch der Risiken bewusst sein, die bei der Nutzung bestehen. Zu diesen Risiken gehören:
✓ Betrug und/ oder Verfehlungen, da viele Kunden, Einzelpersonen und Unternehmen möglicherweise nicht mit der Komplexität von Fintech und den dazugehörigen Plattformen vertraut sind, besteht ein erhöhtes Verlustrisiko durch Betrug oder Fehlverhalten der Betreiber auf den Plattformen;
✓ Unzuverlässigkeit oder Ungeschütztheit der Plattformen; ähnlich wie bei vielen neuen Technologien sind diese anfällig für Hacker und alle Unternehmen, die Dienste bereitstellen oder Dienste für ihre eigenen Kunden nutzen. Daher sind angemessene Netzsicherheitsrichtlinien und kompetente Betreiber erforderlich;
✓ Unsaubere Ergebnisse durch algorithmische Entscheidungsfindung; abhängig von der bereitgestellten Dienstleistung, müssen Antidiskriminierungsregeln eingebettet werden, um faire Resultate und Bearbeitung zu gewährleisten;
✓ Verständnismangel; der erhöhte Zugang zu riskanteren oder komplexen Finanzprodukten durch einen Kunden, der Fintech möglicherweise nicht vollständig versteht, kann zu größeren Schadenrisiken führen;
✓ Datenschutz; sei es durch Hacking oder den Missbrauch personenbezogener Daten durch die Betreiber, es besteht ein erhebliches Risiko von Datenschutzverletzungen, das eine vollständig implementierte Sicherheitsrichtlinie sowie eine Debatte darüber erfordert, wem die Daten tatsächlich gehören.
Regulierungsrahmen in Thailand
Derzeit existieren keine bestimmten Arten von Fintech-Unternehmen, die spezifisch eingeschränkt sind und es gibt mehrere Regulierungsbehörden, die die Branche beaufsichtigen. Das Finanzministerium (MOF) und die BOT, die Wertpapier- und Börsenkommission (SEC) und das Amt der Versicherungskommission (OIC) beaufsichtigen jeweils Finanzdienstleistungen, Wertpapiere und die Versicherungsbranche, wenn es um Fintech geht.
Zahlungssysteme und -dienste sind beispielsweise durch das Zahlungssystemgesetz B.E. 2560 (2017) (PSA), welches vorschreibt, dass überwachte Zahlungssysteme wie Kartenzahlungssysteme einer MOF-Lizenz unterliegen. [2] Die MOF-Lizenz ermöglicht die Bereitstellung von Debit- und/ oder Kreditkarten und die Akzeptierung elektronischer Zahlungsdienste. Die BOT hingegen erfordert eine Registrierung, um überwachte Zahlungsdienste bereitzustellen, die im Rahmen der regulatorischen Umgebung der BOT beaufsichtigt werden. [3] Andere für Fintech relevante Bereiche wie Peer-to-Peer Kreditplattformen, [4] digitale Vermögenswerte, [5] und Crowdfunding [6] (wenn auch noch nicht gänzlich etabliert) werden ebenfalls von den oben genannten Aufsichtsbehörden überwacht und reguliert. Die BOT hat die Befugnis, zusätzliche Anforderungen zu erlassen oder diese nach Bedarf zu lockern.
Das Gesetz zum Schutz personenbezogener Daten B.E. 2562 (2019) wird regeln, wie Unternehmen jede Art von personenbezogenen Daten verarbeiten und dokumentarisch unterstützen werden. Das Netzsicherheitsgesetz B.E. 2562 (2019) wird je nach Fintech-Sektor auch in Bezug auf Netzbedrohungen relevant sein. Das Geldwäschegesetz 2542 (1999) verlangt die Anwendung von Sorgfaltsmaßnahmen bei der Identifizierung von Kunden in Abhängigkeit von ihrem Risikoniveau (von niedrig bis hoch). Dieser Prozess wird als „Kenne Deinen Kunden“ bezeichnet. [7] Antiterrorismus und Verbreitung von Massenvernichtungswaffen-Finanzierungsgesetz B.E. 2559 (2016) kann ebenfalls zur Geltung kommen, wenn Personen oder Gruppen, die Fintech nutzen, an der Terrorismusfinanzierung beteiligt sind.
Abschließende Bemerkungen
Das Memorandum trat am 7. Juni 2021 in Kraft und diese Zusammenarbeit ist wichtig für Thailands 4.0-Plan hin zu einer stärkeren digitalen Wirtschaft und für seinen Ruf in ausländischen Rechtsordnungen. Jedes Unternehmen, das in Fintech investieren möchte, muss sich der Möglichkeiten und Gesetze rund um Fintech bewusst sein. Unternehmen, welche die Nutzung von Fintech in Betracht ziehen, müssen die Produkte und Netzrisiken gründlich recherchieren, bevor sie die Vorteile nutzen.
[1] ADBI Working Paper Series, “Fintech, Financial Literacy, and Consumer Saving and Borrowing: The Case of Thailand”.
[2] PSA, Kapitel 2 & Kapitel 3.
[3] PSA, Kapitel 1 & Kapitel 3.
[4] BOT Mitteilung Nr. SorNorSor. 4/ 2562 „Betreff: Regeln, Verfahren und Bedingungen für die Durchführung von Peer-to-Peer Kreditplattformgeschäften“ („P2P-Mitteilung) – gültig ab 30. April 2019 und gilt für Nichtbanken.
[5] Notverordnung für Unternehmen mit digitalen Vermögenswerten B.E. 2561 (2018).
[6] Kapitalmarktaufsichtsrat („CMBS“) Mitteilung Nr. TorJor 21/ 2562 „Betreff: Regeln für Wertpapierangebote über Crowdfunding-Portale“, geändert durch CMBS-Mitteilung Nr. TorJor. 14/ 2563 (Nr. 2) im März 2020 (CMBS-Mitteilung in der geänderten Fassung).
[7] Supatra Phanwichit, ‘FinTech and Causing Customers to comply wit Anti-Money Laundering Law’ (2018) PSAKU International Journal of Interdisciplinary Research; GwG, Abschnitt 16; siehe auch Kunden-Sorgfaltspflicht B.E. 2563 (2020).